Von Juni bis Oktober blinzeln uns die kleinen Blümlein des Augentrosts auf vor allem trockenen Wiesen und Waldlichtungen munter an und erfreuen die Herzen der Kräuterkundigen. Und wen wundert’s, dass der wissenschaftliche Namen „Euphrasia“ Frohsinn und Wohlbefinden bedeutet? Tatsächlich sehen die weißen, max. bis zu 1 cm langen Rachenblüten mit feiner violetter Zeichnung und kräftig gelbem Schlund sehr freundlich aus und ähneln leuchtenden Augen. Sie besitzen eine zweilappige Ober- und eine große dreizipflige Unterlippe. Die aufrechten, behaarten Stängel sind stark verästelt und tragen eiförmige, fein gezackte Blätter, die im unteren Teil wechselständig und im oberen gegenständig angeordnet sind. Für uns nicht sichtbar sind die Saugwurzelfasern, mit denen der einjährige Augentrost aus den Wurzeln benachbarter Gräser mineralhaltige Flüssigkeit entzieht und sich so als Halbschmarotzer Vorteile verschafft. Dies brachte der unscheinbaren, nur 10 – 30 cm hohen Heilpflanze aus der Familie der lippenblütlerartigen Sommerwurzgewächse die Namen „Gibnix“, „Milchdieb“, „Nitnützle“ oder „Wiesenwolf“ ein und sie war den Bauern nie besonders willkommen.
Nicht nur das Aussehen, sondern auch der Name verraten uns bereits die herausragende Heilwirkung: Augentrost ist DIE Hauptpflanze für alle Probleme mit unseren Augen. Bei Ermüdungserscheinungen, Entzündungen, Lichtscheue, Reizungen, Brennen, Gerstenkörnern, geschwollenen Lidern usw. steht uns dieses Pflänzlein äußerlich wie innerlich angewandt hilfreich zur Seite. Doch darüber hinaus zeigt der Augentrost noch weitere, erstaunliche Heilwirkungen: er wirkt aufbauend bei einer schwächlichen Konstitution mit häufigen Infekten und Lichtscheuheit, kräftigt die Schleimhäute – vor allem im Kopfbereich - und verbessert somit auch die körpereigenen Abwehr. So sollten wir auch bei immer wiederkehrenden Infekten, z.B. chronischen Nebenhöhlen- oder Mittelohrentzündungen, an ihn denken. Durch seine entzündungswidrige Wirkung auf die Schleimhäute wird Augentrost auch als Magenmittel eingesetzt. Als Hauptwirkstoffe sind unter anderem das entzündungshemmende Aucubin, hautheilende Gerbstoffe und verdauungsunterstützende Bitterstoffe bekannt.
erschienen am:
Donnerstag, 17 Januar, 2019